Wahn

Oktober 28, 2009

Ah, diese glorreiche Welt in der alle Bienen wissen was sie zu tun haben sollten.
Ah, diese Welt in der jeder weiß, dass er was zu tun haben sollte.
Ah, diese grüne Frühlingswelt, durchströmt von blauen Winden, die zur roten Lavahölle für jeden wird, der nicht weiß, was ihn interessieren sollte, oder was ihn interessiert, der nicht weiß, dass ihn etwas interessieren sollte, der nicht weiß, was er hier sollte, der nicht ernsthaft weiß, was sollen ist oder der nicht wissen soll, was Ernsthaftigkeit ist oder der den Zeitpunkt verpasst hat, an dem er alle seine Wünsche ablegen sollte, und endlich erwachsen werden sollte, und endlich die Welt als das sehen sollte, was sie sein sollte und nicht als das sehen sollte zu dem er sie machen sollte!
Ah, dieses Wort! Diese Idee! Sie ist doch nur wieder eine dieser Ideen der Menschheit, die sie aus Langeweile erfunden hat, nur um ihren Wortschatz zu bereichern – ein leeres Wort mehr, dass unsichtbar ist, wenn ich mich danach umschaue und sich nicht greifen lässt, wenn ich danach taste. Ernsthaft, was wir ernsthaft tun sollten ist alle Ernsthaftigkeit aus dem Fenster werfen, wie ein Gregory Corso, der alles aus dem Fenster wirft um zu schauen was übrig bleibt. Werfen wir sie weg und werfen all die anderen Wörter hinterher: sollen, Zukunft, Perspektive, müssen, Verantwortung, Kontrolle, Takt, Höflichkeit, Chancen, Konzepte, das bloße Konzept von Konzepten, das Wort „Wort“, die Idee einer Idee, die Ahnung eines Geistes, das Gefühl in den Fingerspitzen oder der Zunge, Formen, von Augen wahrgenommen, und zu letzt unseren Körper und unser Selbst und vor allem unser Ego gleich hinterher.

Und wer bist du nun? Wer steht jetzt da oben am Fenster und schaut herab auf die Welt darunter, ein Müllhaufen von Dingen unter seinem Fenster, die er nicht sieht? Niemand steht dort oben am Fenster und schaut herab auf die Welt die ihm zu Füßen liegt – Niemand: der, der alles ist, das was alles ist, alles was alles ist, alles was nichts ist, nichts was alles ist, nichts was nichts ist. Wahnsinn und Liebe, sich küssend; Ying & Yang sich umarmend, Tao, Tathagata, Gott, das Licht, die Leere steht da oben nun und grinst, leuchtet, singt, verfliegt, weht davon, lacht, liebt, ist glücklich, ist und ist nicht.

 

Konz, 6. März 2009

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